aktualisiert : 03.09.2005

Die Restaurierungsarbeiten


An den zu bearbeitenden Fassaden des Schloss Eismannsberg wurden im Vorfeld von der Bauherrschaft die neueren, zementhaltigen Putze (teilweise auch reiner Zementputz) an den Fassaden entfernt. Salzbelastete Wandbereiche wurden von einer Fachfirma in Tiefen bis zu 20 cm abgetragen und das Material sofort entsorgt.
Voruntersuchungen, Salzbelastungen und Farbbefund wurden vorab vom leitenden Restaurator (A. W. Nürnberg) erarbeitet.
An allen Fassadenseiten konnten Reste der bauzeitliche Verputzung festgestellt und nachgewiesen werden. Die Putze und auch die Mauermörtel sind als "trocken gelöschte" Kalkmörtel ausgeführt, dass heißt der Stück-Kalk wurde im Sand, mit einer definierten Menge Wasser gelöscht. Durch diese Löschmethode entstehen aus dem "weichgebrannten" Stück-Kalk, nach dem Löschvorgang kleine, bis mittlere Kalkklümpchen, sogenannte "Kalkspatzen". Auch der Mauermörtel der nachträglich vermauerten Fenster zeigt s. g. "Kalkspatzen" in einer Größe bis zu 20mm im Mörtel.

Mauermörtel eines nachträglich zugemauerten Fensters

mit "Kalkspatzen" bis zu 20mm

bauzeitliche Putzreste aus "Grabsand" mit Verunreinigungen

(Holzteile) und kleine, bis mittlere "Kalkspatzen"

An einigen Stellen der Schlossfassaden sind Reste der bauzeitlichen Verputze noch vorhanden, diese zeigen an diesen Stellen teilweise einen minimalen Auftrag von 1-2mm auf dem Tuffstein der Fassaden. Zielsetzung ist es, die Neuverputzungen, optisch, handwerklich und chemisch/technisch so nah wie möglich an den Befunden anzugleichen. Das heißt vorgefundene Körnungen der Mörtel sollten verwendet werden und die Art der Mörtelbereitung und der Löschung des Kalkes sollte nach historischem Vorbild erfolgen. Ebenfalls sollte die Verarbeitung des Putzmörtels nach vorgefundenem Befund ausgeführt werden.

bauzeitliche Putzreste mit Reste einer Farbfassung.

Von uns wurden aus Resten der vorgefundenen bauzeitlichen Putzen, Sieblinien-Analysen erarbeitet und mit vorhandenen und neu erstellten Sandanalysen verglichen.

Dabei ist aufgefallen, dass bereits beprobte Sande aus der nahegelegenen Sandgrube "Pfeifferhütte" vom Juni 2004 ein sehr ähnliches "Sieblinienprofil" gezeigt haben. Bei einer neueren Probe am 28.Juni 2005 stellte sich jedoch eine Abweichung des Sieblinienprofils (zu hoher Grobanteil) der Sande "Pfeifferhütte" heraus.

Daraufhin haben wir weitere Sande beprobt. Dies waren Sande der Grube "Pfeifferhütte II", der Grube "Feucht", der Grube "Unterferrieden" und der Grube "Oberhembach". Hierbei erwiesen sich die Sande der Grube "Oberhembach" am zweckmäßigsten. Nach Rückfragen im Sandwerk wurde bestätigt, das der Sand der Grube "Oberhembach" annähernd frei von Lehmen ist.

Ab Mitte Juli 2005 begannen wir eine Vorrichtung zum Löschen des Stückkalkes im ausgesuchten und beprobten Sand der Grube "Oberhembach" zu bauen. Die Vorrichtung hatte eine Größe von ca. 7,00 m x 8,00 m, in diese mit Folie ausgelegte Vorrichtung verteilten wir eine ca. 10cm hohe Sandschicht als "Untere Sandschicht". Auf diese Sandschicht wurde eine Schicht Stückkalk (CaO) der Fa. Felswerke mit der Bezeichnung WSK 60/13 und einem Ca-Gehalt von ca. 96% in einer gleichmäßigen Schicht von ca. 4-6cm verteilt. Auf diese erste Kalkschicht verteilten wir eine weitere Sandschicht von ca. 20 cm als zweite Sandschicht. Bei diesen Arbeiten ist unbedingt darauf zu achten, dass die eingebauten Sande nicht zu feucht sind und die Witterung absolut trocken ist, ansonsten würde der Stückkalk augenblicklich zu löschen beginnen.

Über die zweite verteilte Sandschicht wird nun eine weitere Stückkalkschicht wie vor erwähnt wiederum mit einer Schicht von ca. 4-6 cm verteilt. Es ist sehr wichtig, dass die Schichtungen gleichmäßig sind damit das spätere "vertikale Abstechen" der Schichtungen eine ausgewogene Mischung ergibtÜber die zuletzt verteilte 2. Kalkschicht wird nunmehr eine weitere Sandschicht mit ca. 30 cm am höchsten Punkt (Mittelbereich) verteilt. Nachdem auch die 3. Sandschicht verteilt ist, wird das Sand/Kalkgemisch mit einer genau definierten Menge Wasser (hier ca. 5000 Ltr.) gleichmäßig übergossen. Die Wassermenge muss gleichmäßig und nicht zu schnell dem Gemisch zugeführt werden.

Nach kurzer Zeit beginnt das Sand/Kalkgemisch sich zu erwärmen, zu dampfen und an der Oberfläche zu reißen. Dies ist das Zeichen, dass der Löschvorgang begonnen hat. Der gesamte Löschvorgang wird nun ca. 20 bis 30 Stunden in Anspruch nehmen. Dabei entstehen im Inneren der Mischung Temperaturen von bis zu 270° und mehr.
Nach dem Löschvorgang verbleibt die Sand/Kalkmischung im abgedeckten Zustand ca. 8 Tage zum "gedeihen", dass heißt der Stückkalk nimmt noch weiterhin Feuchtigkeit auf und löscht noch nach. Diese Zeit zum "gedeihen" sollte unbedingt eingehalten werden damit bei den späteren Putzarbeiten keine "Treiber" vorkommen. "Treiber" sind ungelöschte Kalkteilchen die im fertigen Putz nachlöschen und Putzteile absprengen können.

Die Sand/Kalkmischung ist im ungelöschten Zustand in einem Volumen-Verhältnis von ca. 1:10, was einem Mischungsverhältnis im gelöschten Zustand von ca. 1:3,8 entspricht. Das genaue Mischungsverhältnis muss natürlich beim Mischvorgang mit entsprechender "Anleitung" und "Augenmaß" vom Mischpersonal durchgeführt und vom Putzrestaurator überwacht werden.

Den Putzmörteln wurden Hanffasern, natürliche hydraulische Kalke, Ziegelmehle und Kalksteinmehle bei bestimmten Erfordernissen und nach genauer Anleitung des Restaurators zugemischt.

Ansicht am 2. Sept. 2005

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