aktualisiert 05.05.02

Beobachtungen bei Putzrestaurierungsarbeiten am Schloss Ludwigsburg

Putzschäden und die eventuellen Ursachen

Seit Juli 1999 restauriere und konserviere ich den gesamten Außenputz des Neuen Hauptbaues am Schloss Ludwigsburg.
Die Schadensbilder der Außenputzflächen waren sehr vielfältig und reichten von minimalen Schäden bis zum gänzlichen Substanzverlust.
Hier möchte ich ein spezielles Schadensbild vorstellen, dass meist nur an den Nordfassaden festzustellen war. Bei diesem Schadensbild war die äußerste Putzschicht, in Flächen bis zu einem ¼ qm und darüber, in einer Stärke von durchschnittlich 3-6mm vom Grundputz gelöst und lag "hohl". Der darunter liegende Grundputz war in diesem Bereich bis zu 10 mm tief "mürbe" und besaß fast keine Bindekraft mehr.
Putzstellen die dieses Schadensbild zeigten waren meist mit einem hydraulisch gebundenen, feinkörnigen Putzüberzug versehen, ebenso waren diese Fassadenteile mit einer dispersen Beschichtung versehen. Sowohl der Putzüberzug als auch der disperse Anstrich dürften meiner Meinung nach vor ca. 35-40 Jahren (1962-1967) aufgebracht worden sein.
Als weiteres Merkmal dieses Schadensbildes ist aufgefallen, dass immer in der Mitte , oder in unmittelbarer Entfernung der Mitte größere, frühere Schwundrisse, also Hohlräume, vorhanden waren.
Meine Überlegungen gingen dahin, dass die Schadensherbeiführung mit Wasser und Frost zu tun haben müsste. Nach meiner Meinung hat eingedrungenes oder entstandenes Wasser im Putz, namentlich in den Schwundrissen, in der kalten Jahreszeit in Verbindung mit Frost den Putz oberflächlich in Schichten abgedrückt. Weitere eindringende oder entstehende Wasser sind dann für die "mürben Schichten" verantwortlich.
An dieser Stelle möchte ich erwähnen, dass sich bauphysiologische Abläufe an einem Schloss mit Wandstärken von ca. 80 cm anders abspielen als bei s.g. Wohnhäusern mit Wandstärken von ca. 25 cm. Bei meist unbeheizten Schlössern mit diesen v.g. Wandstärken wird die Wand in den warmen Monaten als Wärmespeicher aufgeladen. Auch kommt hier keine diffundierende Feuchtigkeit von innen nach außen, sondern eher von außen nach innen. Nehmen wir den Monat November, meist der Monat mit der höchsten Luftfeuchtigkeit und auch mit kalten Nächten oder gar Frost. Der Speicher "Wand" ist mit gespeicherter Wärme "gefüllt" und dadurch meist trocken.
Diese Wand nimmt in dieser Zeit die hohe Luftfeuchtigkeit begierig auf , diese Luftfeuchtigkeit kann auch durch die, heute so hoch propagierte "Diffusionsoffenheit" der Anstrichmittel, ungehindert in den Putz diffundieren und bis zur " Sättigung" in den Putz eindringen. Nachts geht die Temperatur auf angenommen -3° bis -4°, hierdurch verschiebt sich die Taupunktkurve bereits in den Bereich des Putzes, die eindiffundierte Feuchtigkeit kondensiert im Putz (in Hohlstellen, wie alte Schwundrisse o.ä.) und wird Wasser. Dieses Wasser kann bei den modernen diffusionsoffenen, hydrophobierenden Anstrichen den Putz nach außen, kapillar nicht mehr verlassen, ein weiterer, stärkerer Frost würde dann dieses eingeschlossene Wasser zu Eis verwandeln und somit einen erheblichen Putzschaden herbeiführen.

Dies ist eine Annahme von mir die noch einer genauen Untersuchung, bzw. Forschung bedarf.

Aus vor genannter Annahme interessierte mich welche Temperaturen und Feuchtigkeiten wohl an einer Schloss-Fassade in den Monaten Nov/Dez/Jan herrschen.

So baute ich ein Messgerät aus einem Einplatinen-Computer mit je drei Messfühlern für Temperatur und rel.Luftfeuchtigkeit. Der Computer sollte alle 15 Min. einen Messimpuls auslösen und diesen in einen Speicher schreiben.


Das montierte Messgerät

Verzögerungen in der Beschaffung, dem Bau und der Justage des Messgerätes ergaben, dass die ersten Messungen erst Mitte Februar 2001 erfolgen konnten. Der interne Speicher des Computers fasste ca. 520 Messungen, das entspricht ca. 9300 Einzel-Zahlen.

Das fertige Messgerät wurde auf der Nordseite 2.OG des Neuen Hauptbaues des Schloss Ludwigsburg montiert, der Standort des Messgerätes hat keinerlei direkte Sonneneinstrahlung.

Je ein Fühler für Temperatur und Feuchtigkeit wurde so installiert das die Luft gemessen wurde, je ein Fühler für Temperatur und Feuchtigkeit wurde im Putz (ca. 1,5 cm tief) installiert, je ein Fühler für Temperatur und Feuchtigkeit wurde im Mauerwerk ( ca. 5 cm tief) installiert. Das Messgerät wurde sowohl über das Netz mit Energie versorgt, bei Netzausfall stand ein Akku bereit. Das Ablesen der Daten erfolgte mit einer speziellen Software über eine Sub-D- Schnittstelle zu einem Laptop. Das Messgerät wurde alle 5-7 Tage abgelesen. Die Daten wurden mit einem kurzen Programm über Microsoft "Excel" aufbereitet.

Hier möchte ich die Messung vom 25.02.01 bis 02.03.01 vorstellen , die erste Messung erfolgte am 25.02. um 18:00, die Messung Nr. 440 erfolgte am 02.03.01 um 7:45

Bei diesen Messungen zeigte sich eine sehr interessante Temperaturkurve, zwischen den Messungen Nr. 144 und 155 sank die Lufttemperatur bis Minus 2,5°, die Temeperatur des Putzes war hier im Durchschnitt bei ca. +0,5° und die Temperatur der Mauer in 5cm Tiefe lag bei ca. +3°. Beim hochgehen der Lufttemperatur bis ca. +7° zogen in gleicher Kurve sowohl das Mauerwerk als auch der Putz bis +7° mit, der Putz sogar 0,5° höher.

Bei jeder Erhöhung der Lufttemperatur sank die rel. Luftfeuchtigkeit um ca. 15% wobei die rel. Feuchtigkeit des Putzes und der Wand konstant zwischen 35% und 40% schwankte.

Genauere Messungen mit guten Messgeräten über einen längeren Zeitraum könnten mit Sicherheit mehr Aufschlüsse über Putzschäden geben.

Nachfolgend 2 Diagramme und die kompletten Zahlen vom 25.02.01 bis 02.03.01.

Diagramm der Temperaturen für den Zeitraum 25.02.01 bis 02.03.01 ca. 480 Messungen. Bei Minustemperaturen bleibt sowohl Putzals auch Mauerwerk im Plusbereich, bei Erhöhung der Plustemeratur gehen sowohl Putz als auch Mauerwerk sofort mit und sogar höher als die Lufttemeratur.

Diagramm der rel. Luftfeuchtigkeit für den gleichen Messzeitraum.

Anregungen hierzu gerne unter

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